Azubis finden: Die wichtigsten Tipps, damit der neue Azubi ein echter Gewinn fürs Unternehmen wird

Oliver Zimmermann - Karriere-Coach und Unternehmensberater - unterstützt Menschen mit seiner Bewerbungsberatung
Azubis gewinnen und Nachwuchs sichern

Die passenden Azubis finden? Heutzutage gar nicht so leicht. Und ja, das gilt für beide Seiten. Was sind die Ursachen hierfür und wie kann mit frischen Strategien dagegen gesteuert werden? Was ist eigentlich so schwer daran, einen passenden Azubi zu finden? Lasst uns gemeinsam hinschauen!

In diesem Blogbeitrag bekommt Ihr wertvolle Impulse, wie Euer Unternehmen zum Magneten für Azubis werden kann.

 

Azubis finden – die Herausforderungen

Die Gründe für das Ausbleiben der Azubis sind vielfältig. Da gibt es zum einen quantitative Ursachen. Es ist kein Geheimnis, dass die Zahl der Schulabgänger insgesamt fällt. Gleichzeitig sinkt auch die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen, vor allem bedingt durch den Trend zur Akademisierung. Immer weniger Schulabgänger haben Interesse an einem Ausbildungsberuf und bevorzugen stattdessen ein Studium.

Zwar wird dieser Faktor teilweise durch, insbesondere coronabedingten, rückläufigen Bedarf in Unternehmen aufgefangen, doch geht die Schere von Angebot an Ausbildungsplätzen und Nachfrage weiter auseinander.

 

Qualität an Fähigkeiten – der perfekte Auszubildende

Beim Match zwischen Arbeitgebern und Azubis spielen auch gestiegene Anforderungen an die Fähigkeiten, Schulnoten sowie sozialen Kompetenzen eine wichtige Rolle. Insbesondere für Schulabgänger ohne Abitur wird es dadurch immer schwieriger, einen guten Ausbildungsplatz zu finden.

Doch auch Arbeitgeber schneiden sich damit ins eigene Fleisch, weil wertvolle Talente so häufig unentdeckt bleiben oder sie einfach keine passenden Azubis finden.

 

Generation Z: Null Bock auf Arbeit?

Nicht nur die Arbeitgeber haben höhere Anforderungen – auch die Ansprüche der potenziellen Auszubildenden sind gewachsen. Die sogenannte Generation Z möchte in flachen Hierarchien arbeiten, individuell gefördert werden, digitale Tools nutzen und flexible Arbeitszeiten haben. Viele Unternehmen können diese Bedürfnisse nicht erfüllen oder kommunizieren sie nicht ausreichend.

Auch in Bezug auf die kurz- und langfristigen Verdienstmöglichkeiten schneiden viele Arbeitgeber schlecht ab. Die Karriereleiter für Auszubildende ohne Studienabschluss ist vielfach kurz und die Aussicht auf ein gutes Einkommen gering.

 

Schweres Erbe eines maroden Schulsystems

Hier soll auch eine weitere Ursache für das wachsende Gap zwischen Azubi-Angebot und -nachfrage aufgeführt werden:

Das veraltete deutsche Schulsystem.

Gegenwärtig wird den Schülern die Freude am Lernen systematisch abtrainiert. Das Benotungssystem entspricht nicht dem Zeitalter der Digitalisierung, wo völlig andere Kompetenzen notwendig werden, als früher und das Auswendiglernen von Fakten für die nachfolgende Generation keinen Sinn mehr ergibt.

 

Schüler werden wenig in ihren Fähigkeiten gestärkt, sondern für alles bestraft, was ihnen nicht liegt oder worauf sie keine Lust haben. Mangelnder Selbstwert und tiefer Frust sind das Ergebnis, das dann auf dem Arbeitsmarkt landet.

Noch immer geht es eher um Gehorsam als um Eigeninitiative. Die Lust am Entdecken von Neuem wird systematisch erstickt statt gefördert, Schüler können ihre Fähigkeiten und ihr Potential nicht entfalten.

Darüber hinaus ist das deutsche Schulsystem viel zu theoretisch angelegt und fehlen echte Kooperationen zwischen Unternehmen und Schulen, so dass tatsächlich notwendige Kompetenzen gelehrt und entwickelt werden.

Es ist für Unternehmen wichtig, sich diese Tatsache vor Augen zu führen, damit klar wird, warum die nachfolgende Generation ist, wie sie ist.

 

Erziehungsmethoden auf dem Prüfstand

Eine weitere Ursache liegt im gesamtgesellschaftlichen Wandel. Alte, autoritäre Erziehungsstile sind nicht mehr zeitgemäß. Allerdings haben sich neue Methoden noch nicht flächendeckend durchgesetzt und fehlt vielen Eltern sowohl das Wissen als auch die Zeit, sich damit zu befassen. Erziehung wird den Kindergärten und Schulen überlassen, die damit überfordert sind, wenn die Grundlagen zu Hause nicht gelegt werden. Es gibt keine klare Linie mehr, ganz zu schweigen von massiven kulturellen Unterschieden. Die Folge dieser Erziehungsunklarheit zeigt sich entsprechend im Nachwuchs.

Hinzu kommt, dass Kinder oft miterleben, wie Eltern zunehmend frustriert und erschöpft von der Arbeit nach Hause kommen. Das Leben, das vorgelebt wird, erscheint sinnlos, langweilig und unattraktiv.

Im Ergebnis schwemmen viele junge Leute orientierungslos ins Arbeitsleben. Sie wissen maximal, was sie nicht wollen und selbst wenn sie klar sind, was sie wollen, wissen sie nicht, wie sie das erreichen können, weil es noch keine Rollenvorbilder gibt, die genau hier ansetzen.

Weibliche Azubis im Handwerk

Auszubildende finden: Neue Ansätze

Die Situation scheint vertrackt: Weniger Nachwuchs, schlechtere Qualifizierung und höhere Anforderungen an beiden Enden – wie könnt Ihr als Unternehmen trotzdem Azubis finden, die Euch vorwärtsbringen?

Ich möchte hier ein paar alternative Ansätze vorstellen, deren Schlüssigkeit sich aus den aufgezeigten Ursachen ergibt.

 

Perspektiven bieten

Wenn Ihr Auszubildende gewinnen wollt, ist es wichtig, den jungen Menschen echte Perspektiven zu bieten. Langeweile und den Zwang, Dinge zu tun, auf die sie keine Lust haben, hatten sie mindestens 10 Jahre lang.

Implementiert und kommuniziert verstärkt:

  • Den Sinn der Tätigkeit
  • Finanzielle Entwicklungschancen
  • Entwicklungschancen in Bezug auf Tätigkeit und Weiterbildung – auch ohne Studium
  • Vermittelt Freude an der Arbeit, am Tun
  • Bietet eine interessante, kollegiale und lockere Arbeitsatmosphäre

Es geht darum, das Image einer Ausbildung glaubhaft aufzupolieren. Es spielt keine Rolle, ob es sich dabei um eine Ausbildung zum Kaufmann, Fachinformatiker oder Elektroniker handelt. Das Thema Ausbildung hat viele interessante Aspekte, die aber auch gesehen werden müssen.

 

Versteckte Talente entdecken

Bei dem gegenwärtigen Trend der Akademisierung ist es leicht, zu glauben, alle Azubis mit niedrigerem Abschluss oder schlechten Noten seien ein Fehlgriff.

Doch häufig verstecken sich hinter diesen Schülern echte Perlen. Hier ein paar Beispiele:

  • Junge Leute, die keine Lust auf die vorgegebene, langweilige Form des Lernens hatten und deshalb schlechte Noten kassieren, obwohl sie unglaublich kreativ sind
  • Junge Leute, die unbequem sind, zu viel hinterfragen und dafür anecken, doch in denen ein wacher, kritischer Geist steckt
  • Junge Leute, die introvertiert sind und deren Talent dadurch unentdeckt bleibt

Nicht immer sind die Leute mit dem besten Zeugnis auch die kreativsten Köpfe – im Gegenteil. Hinter schlechten Noten können sich trotzdem wertvolle Talente verstecken.

Wie entdeckt Ihr nun diese Talente?

  • Nutzt verschiedene Formen von Persönlichkeitstests
  • Stellt den Kontakt mit Schulen her. Viele Lehrer fördern den direkten Kontakt zu mittelständischen Unternehmen, um Ihren Schülern möglichst viele Perspektiven aufzeigen zu können.
  • Stellt, statt eine Standard-Bewerbung anzufordern, Fragen über die Ihr etwas von den jungen Leuten lernt
  • Ermutigt die Auszubildenden dazu, sich authentisch zu zeigen – denn eine blankpolierte Bewerbung bringt nicht wirklich den Menschen dahinter zum Vorschein
  • Bietet proaktiv Ferienjobs an und gebt in dieser Zeit sinnvolle Aufgaben, aus denen Ihr ableiten könnt, was die Jugendlichen drauf haben
  • Bietet Schnupperpraktika oder Workshops an, bei denen Jugendliche verschiedene Unternehmensbereiche und Ausbildungsberufe entdecken und Ihr verschiedene Kandidaten kennenlernen könnt.

Hierbei kann die Unterstützung durch einen Coach hilfreich sein, da Coaches über ein breites Spektrum an Fragetechniken, Persönlichkeitstests und Menschenkenntnis verfügen.

 

Positive Rahmenbedingungen schaffen, um die richtigen Azubis zu gewinnen

Wenn Euer Unternehmen Schwierigkeiten hat, geeignete Azubis zu finden oder es hohe Abbruchquoten gibt, dann ist es auch wichtig unternehmensintern zu schauen, woran es liegen könnte.

  • Gibt es starre hierarchische Strukturen?
  • Wie sieht es mit Offenheit für Veränderungen und Impulse von außen aus?
  • Wie ist das Betriebs- und Arbeitsklima?
  • Wie wird Wertschätzung gegenüber Mitarbeitern und Auszubildenden gelebt?
  • Macht Euch Gedanken, welche Aufgaben Auszubildende übernehmen können, die interessant sind und fordern, ohne zu überfordern
  • Welchen Stellenwert haben Auszubildende, auch subtil? Die Generation Z will nicht mehr „Mädchen für alles“ oder der „Copy-Boy“ sein
  • Gebt die angehenden Azubis Mitarbeitern an die Hand, die mit diesen umgehen können und wollen

Eine Personalberatung durch einen Coach kann helfen, Schwachpunkte zu identifizieren und die Rahmenbedingungen zu verbessern, um potenzielle Azubis zu gewinnen.

Auszubildende finden für Handwerk und Technik

Investiert in den Nachwuchs

Vielleicht klingt es fatalistisch, aber erwartet nicht, dass ihr mit einem Azubi sofort den perfekten Mitarbeiter an die Hand bekommt.

Es braucht Einfühlungsvermögen, Führungsstärke und Geduld, Leute anzulernen und einzuarbeiten. Das hat nicht jeder. Seid diesbezüglich ehrlich gegenüber Euch und Euren Mitarbeitern. Wer hat hierfür wirklich Talent?

Kein Azubi kommt als perfekter Mitarbeiter von der Schule. Erkennt, ob der MENSCH ins Unternehmen und das Aufgabenfeld passt und die grundsätzlichen Fähigkeiten mitbringt – alles andere ist lernbar.

Viele junge Leute dürsten nach Anerkennung und danach, dass sie endlich nach ihrer Meinung gefragt werden.

Falls es niemanden im Unternehmen gibt, bietet es sich an, auch zeitweise einen Coach zu engagieren, der mit dem Nachwuchs arbeitet und mögliche Schwachpunkte, insbesondere im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung, aufarbeitet.

 

Haltet Euer Marketing up to date

Da auch das nicht selbstverständlich ist, empfiehlt sich eine proaktive Kommunikation und Präsenz, vor allem wenn es um Social Media geht.

Dabei müssen auch Socziale Kanäle bedient werden, auf denen sich Jugendliche tummeln, wie beispielsweise Tiktok, Instagram oder Twitch. Hier gilt es, glaubhaft zu machen, warum potenzielle Auszubildende in Eurem Unternehmen nicht einfach die Kopier- und Kaffee-Bringer Jobs haben, sondern die Möglichkeit, ihr Potenzial zu entfalten und dabei sogar Spaß zu haben.

Hilfreich im Azubi-Marketing können sein:

  • eine informative, jugendgerechte Website mit einem Blog, der Einblicke in den Ausbildungsalltag sowie den Job gibt oder Erfolgsgeschichten von ehemaligen Azubis erzählt
  • eine aktive Präsenz in den sozialen Medien, die die Reichweite erhöht und den Dialog mit der Zielgruppe fördert
  • eine individuelle und persönliche Ansprache der Bewerber, die ihre Stärken und Interessen berücksichtigt, ihnen Feedback und Wertschätzung vermittelt
  • eine flexible Gestaltung des Bewerbungsprozesses, der die Hürden für die Bewerber senkt und ihnen verschiedene Möglichkeiten bietet, sich zu präsentieren.

Wenn Ihr Interesse habt, die Weichen in Richtung „Azubis finden“ zu legen und Euch dabei Begleitung wünscht, dann meldet Euch! Hier mein Kontakt:

Oliver Zimmermann - Karriere-Coach und Unternehmensberater - unterstützt Menschen mit seiner Bewerbungsberatung

Oliver Zimmermann

Karriere-Coach und Unternehmensberater

Als zertifizierter Karriere-Coach und Unternehmensberater mit 20+ Jahren praktischer Erfahrung unterstützte ich mittelständische Unternehmen in der Gewinnung von qualifiziertem Personal und Auszubildenden und helfe Privatpersonen bei der Karrieregestaltung.